Gedenkstätte Konzentrationslager Sachsenburg

Wettbewerb | Frankenberg/Sa. | 2020
mit Fabian Raith

Bei der Kommandantenvilla des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenburg handelt es sich um einen Ort der Täterschaft des Nationalsozialismus. Aufgrund seiner Symbolträchtigkeit plädieren wir für die Zerstörung dieses nationalsozialistisch verfärbten baulichen Symbols und den damit einhergehenden metaphorischen Abriss des nationalsozialistischen Gedankengebäudes.

Allerdings ist der Abriss eines Gebäudes ein zeitlich begrenztes Ereignis, das häufig nach kurzer Zeit in Vergessenheit gerät. Die Kommandantenvilla soll keinesfalls vergessen werden, im Gegenteil: der Ort wird in seiner Funktion zum Mahnmal umgeschrieben und darüber hinaus bleibt der Abriss seiner ehemaligen Gestalt erfahrbar.

Der Bauschutt aller oberirdischen Wände wird in die leeren, nach oben hin offenen Kellerräume geschüttet. Das zentrale Element des Entwurfes ist ein gleichseitiges Dreieck, welches emblematisch mitten in die Kellergemäuer der alten Kommandantenvilla hineingestanzt wird und dessen Funktionslogik damit durchbricht und negiert. Dieses Emblem erinnert in seiner Form an die verschiedenfarbigen Winkel, nach welchen die KZ-Häftlinge kategorisiert wurden. Diese Winkel erfuhren später einen Aneignungsprozess durch die Opfer und sind auch heute noch für viele gesellschaftliche Gruppen identitätsstiftend.

Es entsteht also ein dreieckiges Becken auf dem Sockel der Kommandantenvilla, in dessen Rand umlaufend der folgende Satz gemeißelt wird:

Lebendiger Strom deiner Güte zieht unsere Gedanken durch Wände.

Diese Zeile stammt aus dem Gedicht G.A. nach Waldheim von Herbert Bochow, einem ehemaligen Insassen des Konzentrationslagers Sachsenburg, der wegen seiner politischen Aktivitäten im Jahre 1942 hingerichtet wurde.

Damit wird der Täterort auf drei Weisen aufgebrochen: Zum einen in seiner räumlichen Konstruktion - die Wände werden negiert, wer auf der ehemaligen Kommandantenvilla steht, befindet sich an einem Ort, der von Insignien der Opfer bestimmt ist. Zweitens wird der Nutzen des Ortes geändert: Ein Raum, an dem vormals abends Feste gefeiert wurden und der als Rückzugsort für Täter diente, wird zu einem Ort des Gedenkens. Drittens wird der Haltung des harten, menschenfeindlichen NS-Staates ein sensibles, lyrisches und fürsorgliches Zitat entgegengesetzt - denn nicht nur auf politischer, auch auf emotionaler Ebene soll sich der Ort von seiner Vergangenheit abgrenzen.